Historie

Altendresden

Das Dresdner Barockviertel ist ein 300 Jahre altes historisches Viertel, in dem heute viele junge kreative „Köpfe“ arbeiten und wohnen.

Das Quartier liegt im Gebiet des ehemaligen Altendresden.

1350 wurde die „Antiqua Dressdin“, Altendresden, zum ersten Mal als Siedlung im Lehnbuch Friedrich des Strengen erwähnt. Markgraf Wilhelm I. von Meißen verlieh dem Dorf Altendresden 1403 das Stadtrecht. (Die Stadtrecht-Urkunde wurde nach dem Zweiten Weltkrieg auf abenteuerliche Weise von einer Dresdnerin aus den Trümmern des Neuen Rathauses gerettet. Nichtsahnend, welch wertvolles Dokument sie in ihren Händen besaß, bewahrte die Dresdnerin die Urkunde bis 1984 bei sich auf, ehe sie diese der Stadt zurückgab, Anmerk. d. R.).

Vom Markt des Altendresden gingen die wichtigsten Gassen ab: die Badergasse (am heutigen Blockhaus vorbei), wo sich die öffentliche Badestube befand, die „Meissnissche gasse“ (die heutige Große Meißner Straße) und die Rähnitzgasse, die zum Dorf Rähnitz führte.

Es brennt

Am 6. August 1685 brach im Haus des Kunsttischlers Tobias Edler in der Meißner Gasse – heute zwischen Blockhaus und Bellevue – ein verheerender Brand aus. 331 Häuser wurden bis auf die Grundmauern zerstört, lediglich 18 bis 20 Häuser an der Elbe wurden von dem Brand verschont. Die obdachlos gewordenen Menschen mussten in den Gärten und auf den Wiesen campieren. Viele Altendresdner waren so verarmt, dass sie noch Jahre später hungernd und bettelnd durch die Gegend ziehen mussten.

Neue Pläne für Altendresden – ihrer Zeit weit voraus

Kurfürst Johann Georg III. nahm den Stadtbrand zum Anlass, Oberlandbaumeister Wolf Caspar von Klengel zu beauftragen, das entstandene Trümmerfeld nach modernen Plänen zu gestalten. Klengels Visionen orientierten sich an der französisch-italienischen Stadtbaukunst. Altendresden sollte in repräsentativer Weise an die Residenzstadt Dresden (auf der gegenüberliegenden Elbseite) angegliedert werden. Klengels Pläne stießen auf erbitterten Widerstand des Altendresdener Stadtrates und der brandgeschädigten Bürger, deren Häuser durch die Pläne nicht wieder auf alten Grundmauern aufgebaut werden konnten.

Der Aufbau ging nur schleppend voran. Bis zu Klengels Tod 1691 waren nicht einmal ein Drittel der Brandstellen wieder aufgebaut.

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"Eine Allee zu eigenem Pläsir...“

Durch die strengen Bauauflagen August des Starken entstand mit der Königstraße ein Boulevard von großer Noblesse und Schönheit. Die Häuser auf der Königstraße Nr. 1, 3, 7, 10 und 12 sind heute noch Zeugen jener rd. 300 Jahre alten Bauauflagen.

„… auf dem Platze vorm Koenigl. Palais (Japanisches Palais, d.V.) und der mit Linden besetzten Allee soll nicht Wäsche getrocknet werden. Ihre Kgl.Maj. hat diese Lindenallee nicht zur Kommodität, sondern zum eigenen Pläsir verfertigen lassen.“
(Aus der Bauanweisung, 1724)

Nach 20 Jahren Amtszeit richtete sich das Interesse August des Starken auf Altendresden. 1755 erwarb er das Japanische Palais, mit dem er große Pläne vorhatte. Vor dem Japanischen Palais lag das abgebrannte Altendresden, das nach wie vor ein wüster Schandfleck war.

August der Starke besann sich auf die Visionen Klengels. Altendresden sollte zur „Königsstadt“ umgebaut werden.

Der Kurfürst von Sachsen und König von Polen plant und entwirft die als breite Allee angelegte Königstraße selbst. Die Bauplätze auf der Straße wurden verschenkt. Die Bauherren hatten sich dabei an strenge Vorgaben zu halten: Die Häuser der Straße durften in ihrer Größe das Japanische Palais nicht überragen. Alle Häuser mussten die gleiche Geschosshöhe und –anzahl aufweisen. Die Fassaden durften nur in hellen Farben erstrahlen. Die Gebäude mussten himmelsoffene Höfe haben.

Durch die strengen Bauauflagen August des Starken entstand mit der Königstraße ein Boulevard von großer Noblesse und Schönheit. Die Häuser auf der Königstraße Nr. 1, 3, 7, 10 und 12 sind heute noch Zeugen jener rd. 300 Jahre alten Bauauflagen.

Geistige Größen der Aufklärung im Dresdner Barockviertel

Mitte des 18. Jahrhunderts zog die neue Königsstadt viele geistige Größen und viele bedeutende Fremde an.

Dort, wo heute die Gäste des Hotels Westin Bellevue empfangen werden,befand sich der Kohlmarkt. Im Haus Nr. 14 wohnte Christian Gottfried Körner. In seinem Haus trafen sich die geistigen Größen der Aufklärung. Mozart, Schiller, Goethe, Humboldt oder Kleist: hier war ein bedeutender Ort, wo Ideen der Aufklärung gepflegt und weitergetragen wurden.

„Mozart selbst, bei seinem kurzen Aufenthalte in Dresden, verkehrte fast täglich im Körnerschen Hause. Gewöhnlich kam er kurz vor Tische, und setzte sich, nachdem er sich in galanten Redensarten ergossen, an das Klavier, um zu phantasieren. Im Nebenzimmer wurde inzwischen der Tisch gedeckt, die Suppe aufgetragen, und der Bediente meldete, daß angerichtet sei. Aber wer mochte sich entfernen, wenn Mozart phantasierte! Man ließ die Suppe kalt werden und den Braten verbrennen, um nur den Zauberklängen zuzuhören, die der Meister, völlig in sich versunken und unempfindlich für die Außenwelt, dem Instrumente entlockte.“ (zitiert aus: Gustav Parthey: „Jugenderinnerungen von Gustav Parthey: Handscrift für Freude“.)

An Gottes Segen ist alles gelegen

Diesen Spruch ziert die Nr. 13 der Hauptstraße, seit 1808 das Wohnhaus der Familie des Malers Gerhard von Kügelgen. Heute befindet sich in diesem Haus das Museum der Dresdner Frühromantik, das Einblicke in das Milieu des Biedermeiers gibt.

Hier verkehrten Malergrößen wie Caspar David Friedrich, Philipp Otto Runge, Anton Graff oder Georg Kersting. Auch Goethe zählte zu den Freunden des Hauses, seit von Kügelgen die Weimarer Größen porträtierte. Am 20. April 1813 wird der 63jährige Goethe am Fenster des Kügelgen-Hauses Augenzeuge des Einzuges Zar Alexanders von Russland und des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm III. durch die Hauptstraße in die Stadt.

Mitte des 19. Jahrhunderts war das Dresdner Barockviertel ein harmonisches Stadtviertel voller Leben – Architekten des Barock, des Rokoko, des Biedermeier, des Klassizismus und der Gründerzeiten hatten sich ein Denkmal gesetzt.

Das Dresdner Barockviertel - die verblichene Schönheit

Von den alliierten Bombenangriff vom 13. bis 15. Februar 1945 blieb das Dresdner Barockviertel weitgehend verschont.

Für die Erhaltung des Gebietes wurden nach dem 2. Weltkrieg jedoch kaum Mittel zur Verfügung gestellt. Immer mehr Hausbesitzer kapitulierten angesichts der zunehmenden Verödung. Ihr Eigentum ging in das der volkseigenen Kommunalverwaltung über.

Das Dresdner Barockviertel war zu DDR-Zeiten zum Abriss vorgesehen.

Rettung in letzter Minute

Anfang der 90er Jahre war das Dresdner Barockviertel schwer beschädigt. Viele Wohnungen waren nicht mehr bewohnbar. Ganze Dächer fielen ein, der Schwamm fraß sich durch die wertvolle Architektur, die Häuser wurden einfach verriegelt.

Mit viel Aufwand und Liebe zum Detail verwandelten private Investoren und die öffentliche Hand das einst marode Viertel in das denkmalgeschützte Dresdner Barockviertel. Als erstes wurde 1994 die Königstraße 5a, das Lippertsche Haus fertiggestellt.

An einigen Stellen, wo altes nicht mehr zu retten war, entstanden neue Anlagen wie die Priscopassage oder die Passage Königstraße, die sich harmonisch in das Gesamtbild einfügen.

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